Johanna Ambrosius Gedichte in 55 Auflagen - eine Erfolgsgeschichte
Als Dichterin wurde Johanna Voigt unter ihrem Mädchennamen
Johanna Ambrosius bekannt.
Ende 1894 kam der "Durchbruch": Karl
Weiss-Schrattenthal, Literaturprofessor aus Pressburg,
der in der von ihm herausgegebenen "Schrattenthal's Rundschau.
Zeitung für Frauenliteratur, für der Frauen Kunst und
Wissen" es sich zur Aufgabe gemacht hatte, "deutsche"
Frauenliteratur in die Öffentlichkeit zu bringen, nahm Johanna
unter seine Obhut. Die Entdeckung des Talents der Johanna führte
er noch Ende 1894 im Selbstverlag zur ersten Ausgabe ihrer Gedichte.
Ihre Gedichtsammlung erlebte in 45 Auflagen eine
Stückzahl von mindestens 50 000. Ein weiterer, nicht ganz
so erfolgreicher Band (mindestens 10 Auflagen) folgte 1897. Zu
ihrem Erfolg trugen hervorragende Kritiken
und Rezensionen im In- und Ausland bei. Andererseits war
ihr Werk sehr umstritten. Unter dem Stichwort "Johanna-Ambrosius-Rummel"
wurde ihr Werkt in den deutschen Literaturzeitschriften heftig
diskutiert.
Der erste Band wurde bereits im Jahre 1896 ins Englische
übersetzt und erschien im gleichen Jahr in den USA (Boston).
Die Übersetzung und Einleitung
besorgte Mary
J. Safford. Die amerikanische Ausgabe widmete Johanna
der "Empress of Germany". Die Widmung
nennt Kaiserin Victoria/Vicky/Friedrich zwar nicht ausdrücklich,
gilt aber zweifellos der Tochter von Queen Victoria, der Ehefrau des deutschen
Kaisers Friedrich III. und der grossen Förderin Johanna Ambrosius',
Kaiserin
Friedrich, die 1901 starb.
Der amerikanische Herausgeber widmete das Buch seinerseits:
"To the German Nation".
Erst 1910 gab es dann eine von Ellen
Kullmann (Einleitung) übersetzte Ausgabe in England
(London).
Viele ihrer Gedichte wurden vertont (mindestens
150 Vertonungen
sind belegt) und/oder auch in andere Sprachen übernommen.
Ihr grösster Erfolg ist das später als
"Ostpreußenlied"
bekanntgewordene Gedicht "Mein Heimatland", entstanden
1884.
Gegen ihren Verkaufserfolg rebellierten eine Reihe
namhafter und weniger namhafter Poeten und Schriftsteller. Der
Streit um die Einordnung ihres Werkes und ihrer Person wurde in
einer Vielzahl von Artikeln, hauptsächlich im Jahre 1896
in den Literaturzeitschriften ausgefochten. In einigen hier wiedergegebenen
Rezensionen
is Pro und Contra nachzulesen.
Ein wichtiger Gegenstand ihrer Lyrik ist das alltägliche
Landleben "ihres" kleinen Dorfes "Groß-Wersmeningken",
in das sie mit ihrem Mann am 2. Juli 1883, wie sie in ihren Erinnerungen anmerkt, umzog, um - mit Hilfe einer kleinen Erbschaft - eine
kleine Landstelle zu übernehmen.